Deutsche Sportlotterie

Kira Lipperheides Rennen um die Startplätze

Kira Lipperheide, Du bist eigentlich in der Leichtathletik zu Hause, aber seit inzwischen drei Jahren im Bobsport als Anschieberin aktiv. Wie kam es dazu?

2017 bin ich aus meinem Heimatverein in Castrop-Rauxel zum TV Gladbeck gewechselt, um dort weiter als Leichtathletin aktiv zu sein. Der dortige Trainer, Heiner Preute, hatte durch einige seiner Athleten engen Kontakt zum Bobsport und hat mich nach einer gewissen Zeit gefragt, ob ich das nicht auch mal ausprobieren möchte, da ich recht gute Voraussetzungen mitbringen würde. Das haben wir gemacht und es lief von Beginn an recht gut. Es hat mir Spaß gemacht und ich bin dabeigeblieben. Es war mega aufregend. Angst hatte ich keine, zum ersten Mal im Eiskanal zu stehen, aber durchaus Respekt.

Wo liegen für Dich abgesehen von der Witterung die größten Unterschiede zwischen den beiden Sportarten?

In der Leichtathletik kommt man zur Bahn, zieht seine Schuhe an und läuft einfach los. Im Bobsport gehört neben der eigentlichen Fahrt noch viel mehr dazu, wie zum Beispiel die Materialpflege, das Schleifen der Kufen usw.

In der neuen Sportart ging es für Dich erfolgreich los. Gleich im zweiten Jahr hast Du WM-Silber geholt. War das zu erwarten?

Nein, das war es nicht. Ich habe mich gemeinsam mit meiner Pilotin Kim Kalicki durch den Gewinn der Junioren-WM für die Weltmeisterschaft der Senioren qualifiziert. Zwar haben wir schnell gemerkt, dass wir vorne mitfahren konnten, aber dass es fürs Podest reichen würde, hätten wir beide anfangs nicht erwartet. Dadurch hatten wir aber auch wenig Druck, auf uns lastete keinerlei Erwartungshaltung. Insofern waren wir natürlich nervös, weil es unsere erste WM war, aber locker, was das Abschneiden betraf.

Diese Saison hat Dich eine Verletzung ausgebremst.

Ja, das war extrem. Ich hatte nach der vergangenen Saison Probleme mit dem Fuß, war beim Arzt und dort hat sich herausgestellt, dass ich eine Fraktur im Kahnbein mit einem Knochenödem hatte. Zunächst hatte ich die Hoffnung, das so schnell wie möglich in den Griff bekommen zu können. Ich musste pausieren, konnte dann aber recht bald wieder anfangen zu trainieren. Aber nach einer gewissen Zeit waren die die Probleme wieder da. Dann war ich noch einmal bei einem Spezialisten, der mir gesagt hat, dass die Verletzung falsch behandelt wurde und nicht richtig ausgeheilt ist. Also haben wir gemeinsam entschieden, dass ich noch einmal aussetze, den Fuß komplett entlaste und an Krücken gehe. Allerdings war das sehr knapp vor der Saison und es war dann klar, dass ich mindestens für die erste Saisonhälfte nicht fit werden würde.

Leider hast Du die gesamte Saison verpasst. Wie geht es Dir jetzt?

Gut! Es ist viel besser. Zwar bin ich noch nicht in der vollen Belastung, aber bei den Trainingseinheiten bisher habe ich keinerlei Probleme. Ich bin beschwerdefrei und hoffe, das bleibt so.

Bist Du ein geduldiger Mensch, der so eine Zeit des Wartens gut übersteht, oder ist Dir das schwergefallen?

Ich bin gar nicht geduldig, das gilt für alle Lebenslagen (lacht). Aber in dem Fall wusste ich, das gehört jetzt einfach dazu. Ich hatte ja mein Ziel vor Augen und wusste, wofür ich das tue. Natürlich gibt es immer Momente, in denen man ein wenig die Motivation verliert und sich negative Dinge einredet. Aber im Endeffekt weiß man, wo man hinwill. Es ist wichtig, daran zu glauben und sein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.

Durch das Corona-Jahr war die Saison bei euch anders als sonst. Es gab zum Beispiel keine Wettkämpfe in Übersee. War das ein kleiner Trost?

Irgendwie schon. Allerdings habe ich mitbekommen, wie blöd es für die anderen Athleten war, ohne Zuschauer antreten zu müssen. Es war eine schwierige Situation für alles Sportler. Insofern es war für mich wiederum kein gutes Gefühl, nicht dabei zu sein und demzufolge die anderen nicht unterstützen zu können.

Wie hast Du als Wintersportlerin die Absage der Olympischen Sommerspiele wahrgenommen?

Die Absage von Olympia war wirklich krass – damit hätte wohl niemand gerechnet. Nach dem Ausbruch der Pandemie im März war es für viele Sportler schwer, zu trainieren. Daher war jeder auf einem anderen Trainingsstand. Es gab eine große Ungewissheit, die viele belastet hat. Die Absage hat dann Gewissheit gebracht. Ich denke, jeder Sportler hat einen anderen Blick darauf: einige waren topfit und werden das bedauert haben, anderen ist es aufgrund der schwierigen Trainingsbedingungen eher entgegengekommen. Mich hat es zwar nicht unmittelbar betroffen, aber natürlich hat mich das Thema sehr beschäftigt. Man hat zum ersten Mal anhand eines Großereignisses gemerkt, welche Auswirkungen die Pandemie auf unser Leben hat.

Im Wintersport ist es hingegen noch fast ein Jahr hin, bis die Olympischen Spiele anstehen. Wie geht es denn nun bei Dir weiter?

Der Plan ist, peu à peu ins Training einzusteigen, irgendwann voll zu belasten und zur neuen Saison wieder fit zu sein. Aber das sind erst einmal nur Pläne. Man weiß nie genau, was daraus wird. Außerdem setze ich meine Ausbildung bei der Bundespolizei fort, die in einer solchen Situation als Arbeitgeber ein extrem großer Unterstützer ist. Aber natürlich steht das Training an erster Stelle, um zum Höhepunkt topfit zu sein.

Was sind Deine nächsten sportlichen Ziele?

Für mich ist es in erster Linie wichtig, fit zu sein und verletzungsfrei zu bleiben. Aber natürlich habe ich auch die Olympischen Winterspiele 2022 im Blick. Natürlich ist mir bewusst, dass eine Qualifikation extrem schwer wird, weil alle topfit sein werden. Es werden drei deutsche Bobs teilnehmen dürfen und es wird ein extrem heißes Rennen um die Startplätze geben. Aber ich werde natürlich mein Bestes geben.
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